Mit einer authentischen Mischung aus Gelassenheit und Leidenschaft verkörpert Sinah Diepold den Yoga-Spirit in all seinen Facetten. Ihr Lebensweg zeigt, wie Bewegung und innere Balance nicht nur den Körper, sondern auch das Herz öffnen – für das Leben, für die Welt und für sich selbst
Sinah Diepold ist vieles: Yogalehrerin, Aktivistin, Gründerin und Podcasterin. Doch am meisten ist sie einfach sie selbst – voller Begeisterung für die großen und kleinen Momente des Lebens. Mit einem erfrischend ehrlichen Blick auf die Dinge erzählt sie uns im Interview von ihrer Liebe zum Yoga, ihren Herausforderungen und warum das Leben seinen besten Geschmack in der Balance zwischen Grünkohl und Kuchen findet.
SINAH, GIBT ES EINEN SONG, DER DICH SOFORT IN DIE RICHTIGE YOGA-STIMMUNG VERSETZT?
Oh ja! ‘Higher than the Mountains’ von Sam Garrett trifft mich immer mitten ins Herz. Wenn er singt ‚Surrender now – to your heart‘, fühle ich mich direkt in meiner Yoga-Bubble angekommen. Das holt mich sofort in diesen Zustand, in dem ich alles um mich herum vergessen und einfach ankommen kann.
YOGA IST JA NUR EIN ASPEKT DEINES LEBENS. DU BIST AUCH GRÜNDERIN, AKTIVISTIN UND PODCASTERIN. WAS INSPIRIERT DICH, IN ALL DIESEN ROLLEN AKTIV ZU SEIN?
Es ist dieser innere Antrieb, aktiv zu sein und Dinge raus in die Welt zu tragen. Ich glaube fest daran, dass Bewegung – sei es Yoga, Barre oder Tanz – uns helfen kann, uns besser zu fühlen. Das will ich weitergeben. Und auch wenn ‚Aktivistin‘ ein großes Wort ist, bedeutet es für mich, auf Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen. Dafür habe ich zusammen mit anderen einen Verein gegründet, der Raum für solche Themen schafft – Dinge, die meinem moralischen Kompass entsprechen, auch wenn sie kein Geld bringen. Der klassische 9-to-5-Alltag war nie mein Ding – ich brauche Abwechslung.
DU HAST MIT 15 JAHREN ANGEFANGEN ZU UNTERRICHTEN. WAS HAT DICH DAMALS MOTIVIERT, ANDEREN BEWEGUNG NÄHERZUBRINGEN?
Das kam irgendwie von selbst. Ich habe im Verein geturnt und getanzt, wo meine Mama die Tanzabteilung aufgebaut hat und selbst als Lehrerin aktiv war. Mit 15 habe ich dann angefangen zu unterrichten, einfach weil es mir Spaß gemacht hat. Diese Freude am Unterrichten ist irgendwie immer geblieben, weil auch immer Angebote und Menschen da waren, die daran Interesse hatten. Und so hat sich mit der Zeit auch die Idee zu unserem Studio Kale&Cake entwickelt.
GAB ES MENSCHEN ODER LEHRER, DIE DICH AUF DEINEM WEG BESONDERS INSPIRIERT HABEN?
Oh ja, absolut! Meine Tanzausbildung bei Iwanson hat mich stark geprägt, und meine Mama war für mich ein riesiges Vorbild. Auch Lehrer wie Simon Park haben mich wahnsinnig inspiriert, mit dem ich heute auch Ausbildungen gebe. Aber am meisten inspirieren mich die Menschen, die in meine Kurse kommen und sich ganz bewusst für Bewegung entscheiden – und das Lächeln am Ende. Sie lehren mich so viel und geben mir Energie, die mich unheimlich motiviert.
DU HAST EIN WISSENSCHAFTLICHES SPORTSTUDIUM UND EIN DIPLOM IN TANZPÄDAGOGIK ABGESCHLOSSEN. WIE FLIEßEN DIESE KENNTNISSE IN DEINE ARBEIT EIN?
Das Wissenschaftliche fließt immer ein, weil ich dadurch den Körper verstehe – wie Bewegung funktioniert, wie das Nervensystem reagiert, wie Muskeln arbeiten. Die Tanzausbildung bringt dann die kreative Seite und die Offenheit für Neues mit rein, auch die Verbindung zur Musik. Musik ist mir super wichtig – sie wirkt nicht nur als Hintergrund, sondern hat diese tiefere Schwingung, die uns bewegt und uns mit uns selbst verbindet. Die Zeit im Tanzstudio hat mein Körperbild stark beeinflusst, auch nicht immer nur positiv. Aber genau das hat mich inspiriert, eine Journey zu gestalten, die sich um echte Selbstliebe und Akzeptanz dreht. Bei Sessions wie der ReLove Yourself Journey vereint sich all das. Ich wollte einen Raum schaffen, in dem sich Körper und Geist wirklich begegnen und gemeinsam wachsen.
DU SPRICHST OFT VON ASPEKTEN WIE EINEM SELBSTBESTIMMTEN LEBEN, GESUNDHEIT UND HAPPINESS. WAS BEDEUTEN DIESE WERTE FÜR DICH?
Die Yogaphilosophie hat mir da wirklich den Weg gezeigt. Eigentlich habe ich immer selbstbestimmt gelebt, aber dann kamen negative Beziehungen, die mich klein gemacht haben und mich an mir zweifeln ließen – dieses ‚ich bin nicht genug‘-Gefühl, das viele von uns kennen. Yoga hat mir geholfen, mich aus dieser Opferrolle zu befreien. Klar, jemand kann sich schlecht verhalten, aber ich entscheide, wie ich darauf reagiere und wie mit mir umgegangen wird. Yoga hat mich gelehrt, dass Glück eine innere Haltung ist, die ich selbst wählen kann – idealerweise unabhängig von äußeren Umständen.
GIBT ES HERAUSFORDERUNGEN, DIE DICH AUF DEINEM WEG BEGLEITET HABEN?
Auf jeden Fall! Früher war ich die ‚Gas-Maus‘ – immer am Powern, immer Vollgas. Ich habe bis zu 28 Kurse pro Woche unterrichtet, dazu noch Privatstunden, quer durch die ganze Stadt. Dann kam ein Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule. Das war ein echter Wake-up-Call. Ich musste lernen, langsamer zu machen und besser auf mich selbst zu achten. Schmerz ist zwar kein angenehmer, aber ein verdammt guter Lehrer.
WIE SIEHT EINE ACHTSAME AUSZEIT FÜR DICH AUS?
Meine Matte ist meine Ladestation. Ob Yoga, Barre oder Meditation – das bringt mich zurück ins Zentrum und erdet mich. Früher ging es oft darum, irgendein äußeres Ziel zu erreichen. Heute frage ich mich eher, was ich innerlich brauche. Manchmal brauche ich Power, manchmal eine ruhige Yin-Stunde. Das Ankommen im Jetzt ist für mich das Wichtigste.
SINAH, YOGA IST EIN ZENTRALER TEIL DEINES LEBENS. WÜRDEST DU SAGEN, DASS YOGA AUCH FÜR SPORTLER KONKRETE VORTEILE BIETET?
Ja, absolut! Gerade im Sport, wo oft dieselben Bewegungsmuster wiederholt werden. Yoga ist so vielfältig – durch die Verbindung von bewusster Atmung und Bewegung. Egal, ob du Rad fährst, läufst oder Krafttraining machst: Yoga kann dich wunderbar ausgleichen. Es schafft Platz im Körper und hilft, die Gedanken zur Ruhe zu bringen. Das Coole ist, dass Körper, Kopf und Emotionen zusammenarbeiten – wenn ich auf den Körper achte, tut das auch der Seele gut. Jede Sportart profitiert davon.
IN EUREM STUDIO LAUTET DAS MOTTO: „DAS LEBEN LIEGT IRGENDWO IN DER MITTE ZWISCHEN GRÜNKOHL UND KUCHEN“. WELCHE ROLLE SPIELT ERNÄHRUNG IN DEINEM LEBEN?
Ernährung ist mir total wichtig, aber ich sehe das Ganze entspannt. Für mich ist Nahrung wie Medizin. Medizin bedeutet aber eben nicht, dass es immer nur supergesund sein muss. Die Mischung macht’s! Manchmal brauche ich Brokkoli und Reis, und manchmal eben Pudding auf der Couch – das ist genauso wichtig, weil es der Seele einfach gut tut und Kindheitserinnerungen weckt. Das Leben liegt halt irgendwo zwischen Grünkohl und Kuchen, und ich gönne mir gern mal beides.
IHR BIETET SOWOHL ONLINE- ALS AUCH VOR-ORT-KURSE AN. WELCHE VORTEILE SIEHST DU IN DIESEM HYBRIDEN ANGEBOT?
Ich vergleiche das gern mit Essen gehen, wenn wir schon beim Thema sind: Im Studio ist es wie im Restaurant – man hat das volle Erlebnis und die Energie vor Ort. Livestreams sind wie Essen bestellen – bequem und gemütlich zu Hause, wo man sich wohlfühlt. On-Demand-Kurse? Das ist wie selbst kochen – flexibel und nach deinem Geschmack. Für Einsteiger ist das Studio ideal, um richtig zu lernen. Die Mischung macht’s wirklich perfekt.
GIBT ES EINE ACHTSAME GEWOHNHEIT, DIE DU GERNE NOCH MEHR IN DEINEN ALLTAG INTEGRIEREN WÜRDEST?
Ich würde gern wieder eine Morgenmeditation einführen. Früher habe ich das oft gemacht, aber zurzeit bestimmt ein kleiner Mensch meinen Morgen (lacht). Was ich auch ausprobieren möchte, sind Kundalini-Übungen, die viel Energie bewegen. Und ich würde gern morgens meine Kristallschalen spielen, um den Tag noch bewusster zu starten. Ich bin gespannt, was das mit mir macht.
Von der Matte zur Mitte: Sinahs tägliche Routine
Sinah hat eine Routine entwickelt, die sich perfekt für sehr aktive Menschen eignet, um innere Ruhe und körperliche Balance zu bewahren:
Tageszeit: Sinah beginnt ihre Praxis möglichst morgens, um sich vor den täglichen Herausforderungen zu erden. Diese Morgenroutine hilft ihr, sich zu zentrieren und mental gestärkt in den Tag zu starten.
Praxis:
- Child’s Pose (Balasana): Sinah beginnt ihre Selbstpraxis fast immer mit dieser Haltung, um auf der Matte anzukommen und einen Moment der Ruhe zu finden. Diese Haltung ist für sie der Einstieg, um im „Jetzt“ anzukommen und die Präsenz zu fördern – ein essenzieller Schritt, der auch für sehr aktive Menschen hilfreich ist.
- Intuitive Bewegungsabläufe: Sinah lässt sich von ihrem Bauchgefühl leiten, wenn sie Yoga praktiziert. Ihre Praxis variiert stark: An manchen Tagen wählt sie ein schweißtreibendes Workout, an anderen ein beruhigendes Yin-Yoga oder eine fließende Vinyasa-Stunde. Diese Anpassungsfähigkeit erlaubt es ihr, je nach Stimmung und Bedarf das Richtige zu tun, um Balance und innere Ruhe zu finden.
- Meditation und Atemarbeit: Sinah integriert Momente der Stille und Atemübungen in ihre Praxis. Diese helfen ihr, die mentale Ruhe zu bewahren und den Stress des Alltags zu mindern. Für aktive Menschen, die oft unter Anspannung stehen, kann diese Kombination aus Atem und Bewegung eine wirkungsvolle Methode sein, um das Nervensystem zu beruhigen.
- Selbstgesteuerte Sessions: Wenn Sinah eine ungeleitete Selbstpraxis durchführt, lässt sie Musik laufen, die sie inspiriert. Dies hilft ihr, sich intuitiv zu bewegen und flexibel auf ihre körperlichen und emotionalen Bedürfnisse zu reagieren.
Dauer: Ihre Routine variiert zwischen 20 Minuten an intensiven Tagen und bis zu einer Stunde, wenn es die Zeit zulässt. Diese Flexibilität ermöglicht es, die Praxis regelmäßig beizubehalten, auch bei einem hektischen Lebensstil.
Resultat: Diese tägliche Praxis hilft Sinah, ihre mentale Resilienz zu stärken und sich geerdet zu fühlen. Körperlich unterstützt sie ihre Flexibilität und Stabilität, was gerade für aktive Menschen von Vorteil ist, um Verletzungen vorzubeugen und den Körper in Balance zu halten.
Sinahs Routine zielt darauf ab, trotz eines anspruchsvollen und aktiven Lebensstils innere Ruhe, mentale Stärke und körperliche Ausgeglichenheit zu fördern. Sie unterstützt dabei, den Alltagsstress besser zu bewältigen, Resilienz aufzubauen und sich zentriert und geerdet zu fühlen. Durch die Kombination aus intuitiver Bewegung, Atemarbeit und meditativen Elementen hilft diese Routine, eine tiefere Verbindung zu sich selbst zu schaffen und das Wohlbefinden nachhaltig zu stärken.
Alle Fotos sind von Susanne Schramke